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Was Heilung und Heilsein erschwert – und die Lösung

Trotz aller gesunden Absichten, Überzeugungen und Einsichten finde ich mich immer wieder in schädigenden Fühl-, Denk- und Verhaltensweisen mit entsprechendem seelischem und körperlichem Leid wieder. Der Grund dafür sind meist unbewusste handlungsleitende Muster, die als sogenannte implizite „Tiefsitzende“ Glaubenssätze meinem gesunden Verhalten zuwiderlaufen.

Tiefsitzende Glaubenssätze, Kern- oder Kontroll-Überzeugungen als Lebensregeln

Solche Glaubenssätze, auch Kern- bzw. Kontrollüberzeugungen genannt, wirken als tief im Bewusstsein verwurzelte Überzeugungen, die man über sich selbst und über die Welt hat, als Lebensregeln, nach denen man sein Fühlen, Denken und Handeln ausrichtet. Da die Begriffe, die im Wesentlichen das Gleiche meinen, in der Literatur vorkommen, werden sie hier synonym verwendet.

Soweit es sich um positive Überzeugungen handelt, schöpft man daraus Kraft, sobald man mit ihnen in Kontakt kommt bzw. sie sich ins Bewusstsein ruft. Wenn ich beispielsweise ein wichtiges Ziel verfolge und dabei zwischenzeitlich an meinem Erfolg zweifele, wirkt sich eine positive Kontrollüberzeugung wie: „Ich bin leidensfähig und ausdauernd“ oder „Es ist noch immer gut gegangen“ stabilisierend aus. Hat man dagegen zu diesen Eigenschaften wie Ausdauer, Leidensfähigkeit oder Zuversicht negative Kernüberzeugungen – „Ich bin leicht erschöpfbar“, „Ich bin unsicher“ oder „Ich bin pessimistisch“ – so wird man sich mit solchen Kernüberzeugungen Kraft in der Verfolgung des Ziels entziehen.

Es ist also wichtig, positiv wirkende, d. h. stärkende Kernüberzeugungen zu haben.

Welche Kernüberzeugungen ich wirklich habe – z. B. zuversichtlich oder pessimistisch – kann auf der bewussten Ebene anders als auf der unbewussten Ebene sein.

 

Im Rahmen des Themas „Selbstbehauptung“ – damit verbunden ist mein Selbstwertgefühl – geht es in erster Linie um die das Selbst betreffenden Überzeugungen. Dabei soll aber nicht übersehen werden, dass auch die die Welt und andere Menschen betreffenden Kern- oder Kontrollüberzeugungen eine wesentliche Bedeutung für mein Selbst haben.

Ich kann an mir selbst überprüfen, wie verschiedene Kernüberzeugungen wirken, indem ich sie ausspreche und in ihrer Wirkung auf mich selbst vergleiche:

Wie wirkt sich die negative Kernüberzeugung „Jeder (andere?) Mensch denkt ja doch nur an sich“ im Gegensatz zu der positiven Kernüberzeugung: „In jedem Menschen steckt ein guter Kern“ auf mich aus?

Grundsätzlich bindet jede negative Überzeugung Energie; sowohl diejenigen, die das Selbst, als auch diejenigen, die die Welt bzw. das Nicht-Selbst bzw. das Fremde betreffen.

Auch solche Negativ-Vorstellungen über die Welt, wie „Jeder denkt ja nur an sich“,
„Die Welt ist ein Jammertal“ oder „Jeder ist des anderen Menschen Feind“,
um nur einige zu nennen, können mit der Berührungsakupunktur behandelt und entwickelt werden.

 

Woher kommen nun solche negativen, das Selbst und das Fremde bzw. die Welt betreffende Kernüberzeugungen? Schmerzliche Erfahrungen, die meist aus der Kindheit stammen, wirken fort, werden ständig bewusst oder unbewusst im Fühlen und Denken einbezogen und warnend als gegenwärtige oder zukünftige Bedrohungswiederholung angesehen. Sie sollen der Wiederholung gleicher oder ähnlicher Verletzungen oder Verluste vorbeugen; allerdings zum Preis eines hohen Energieaufwands durch die damit verbundene stressbedingte Anspannung.

Ein anderer Grund für bestimmte negative Kernüberzeugungen ist die zunächst sinnvolle Absicht, Energievergeudung – beispielsweise durch die vergebliche Wiederholung von Versuchen, ein kaum erreichbar erscheinendes Ziel doch noch zu erreichen – zu vermeiden.

Diese Absicht ist grundsätzlich in Ordnung; nur der Weg, diese Absicht über eine negative Kernüberzeugung zu bewirken, ist dabei schädlich, da die Aufrechterhaltung dieser negativen Kernüberzeugung ja selbst mit Energieverlust verbunden ist.

 

Die vermutlich häufigste Ursache für Kontrollüberzeugungen sind transgenerationale Weitergaben. Dazu gehört in erster Linie das Vorbild bzw. die Vorgabe der Eltern. Da diese Vorbilder in der präverbalen, präkognitiven Entwicklungsphase übernommen wurden, sind sie der Reflexion und der rationalen Kritik zunächst entzogen und damit selbstverständlich; selbst wenn sie völlig schwachsinnig sind wie: Den Vogel, der am Morgen singt, frisst abends die Katz’.

Die implizite Selbstverständlichkeit macht keine Unterschiede bezüglich der Sinnhaftigkeit irgendwelcher Kontrollüberzeugungen, die auf transgenerationale Weise überkommen sind. Wie die Erbsünde werden sie einem trotz aller ursprünglichen Unschuld angeheftet und selbstverständlich übernommen. Es gibt noch nicht einmal die Gewissheit, dass einem diese „erbschuldhafte“ Kontrollüberzeugung irgendwann einmal bewusst wird.

Welche Dimensionen dieser Zusammenhang annehmen kann, soll am Beispiel der Kontrollüberzeugung der Überlegenheit z. B. einer bestimmten Religion oder Nationalität oder einer bestimmten Rasse deutlich gemacht werden: Wir sind das auserwählte Volk; wir – Spartaner, Athener, Römer usw. – sind das Herrschervolk; und schließlich mit den schrecklichsten Folgen die anmaßende Kontrollüberzeugung der Deutschen: Am deutschen Wesen soll die Welt genesen, die arisch-deutsche Herrenrasse beansprucht die Führung. Ob mosaische, katholische oder islamische Religion, sie definieren sich als die einzig Richtigen. Dass dann die Kinder, die von frühester, unbewusster, präverbaler Kindheit an in diesem Glauben – mit dieser Kernüberzeugung bzw. dieser Kontrollüberzeugung, mit diesen tief sitzenden Glaubenssätzen – aufgewachsen sind in bester Meinung andere Menschen verletzen, verachten und töten, ohne dabei irgendein Unrechtsbewusstsein zu verspüren, wird so nachvollziehbar. Selbst die Schuldfrage scheint für viele Menschen vor diesem Hintergrund nicht mehr so einfach zu beantworten zu sein. Schließlich handelten sie so, wie es ihrer Gesinnung und ihren Überzeugungen entsprach; so wie sie es von ihren Autoritäten als gut und richtig gelernt haben.

In diesem Zusammenhang ist es verständlich, dass sich die meisten Nazigrößen in den  Nürnberger Prozessen für nicht schuldig erklärten; die Japaner ihre Kriegsverbrechen  sowie die Türkei bezüglich der Armenier, ihre Schuld leugneten.

Hiermit soll jedoch keinesfalls irgendein Verbrechen relativiert, verharmlost oder gar entschuldigt werden. Es geht hier allein um die Beschreibung von Kernüberzeugungen und ihre Wirkungen.

Wozu diese Kern- bzw. Kontrollüberzeugungen dienen

Davon ausgehend, dass diese Kontrollüberzeugungen als das Resümee meiner in meiner konkreten Lebenswelt gesammelten Erfahrungen gebildet wurden, helfen sie mir, gleichsam automatisiert und reflektorisch mein Fühlen, Denken und mein Verhalten angemessen auf diese Lebenswelt, auf mein Bestehen in ihr und auf meinen sicheren Platz in der sozialen Gemeinschaft auszurichten. So wie es mir meine Kontrollüberzeugungen vorgeben, funktioniert für mich die Welt und ich kann damit in ihr bestehen. Das hat den großen Vorteil, dass ich mich nicht in jeder neuen Lebenssituation neu orientieren und ausrichten muss, sondern stattdessen auf meine reflexhaften Routinen zurückgreifen kann, dadurch viel Energie spare und meist auch das passende bzw. situationsgerechte und sozial angemessene Verhalten an den Tag lege.

Da diese Kontrollüberzeugungen auf einer unreflektierten Ebene „selbstverständlich“ richtig sind, sind bestimmte Vorkommnisse – z. B. komme ich mit meinen Kontrollüberzeugungen in Konflikt mit anderen Menschen, die meinen Kontrollüberzeugungen zu widersprechen scheinen – eindeutig für mich falsch. Dann sind entweder die anderen Menschen, das ist dann eine extrapunitive Zuschreibung, oder ich selbst, das wäre dann intrapunitiv, „falsch gewickelt“ oder es wurde etwas übersehen.

Die Kontrollüberzeugung selbst als Lebensregel wird aber nicht hinterfragt. Durch sie orientiere ich mich und gebe mir damit Halt im Leben; selbst wenn sie rein sachlich haltlos sein sollte.

Auswirkungen problematischer Lebensregeln aus Kernüberzeugungen

Wenn ich bewusst oder unbewusst problematischen Kernüberzeugungen als Lebensregeln folge, bleibe ich in ihnen gefangen. Mit Lebensregeln sind innere, häufig auch vorbewusste, „selbstverständliche“ Regeln gemeint, die ich überwiegend von Eltern bzw. von Vorbildern übernommen habe und die ich zu Kernüberzeugungen gemacht habe. Diese Lebensregeln können alle Lebensbereiche, Bedürfnisse und Werte betreffen. Sie sollen dazu dienen, diese Werte und Ziele bzw. Bedürfnisse zu erreichen, indem ich durch sie Welt- und Lebenserklärungsmodelle und daraus abgeleitet Bewältigungsstrategien zur Verfügung habe. Kernüberzeugungen und damit verbundene Lebensregeln sind immer dann problematisch, wenn ich sie zur alleinigen Richtschnur meines Lebens mache, anstatt mich an meinem Mitgefühl und meiner Liebe zu orientieren. Solche Lebensregeln bzw. Kernüberzeugungen sind oft in Sprüchen bzw. Sprichworten gefasst: „Geld regiert die Welt“, „Jeder ist sich selbst der Nächste“, „Wie du kommst gegangen, so wirst du auch empfangen“, „Mit dem Hut in der Hand, kommst du durch das ganze Land“ und ähnliche.

Andere Regeln, die ich so explizit eher nicht formulieren würde, die für mein wirkliches Fühlen und Handeln aber oberste Priorität haben, können beispielsweise so lauten: „Meinen Stolz darf ich auf keinen Fall verlieren“, „Die Autorität (Vater, Lehrer, Papst, Professor, Richter) hat immer recht“, „Solange ich mich vor anderen rechtfertigen kann, bin ich nicht schuldig“, „Ich bin so gut, liebenswert und wertvoll, wie mich die anderen sehen“, „Von außen bzw. von den anderen muss das kommen, was mich glücklich macht“, „Die Liebe, Zuneigung, Anerkennung der anderen bereichern mich“, „Das, was ich nicht habe oder bekomme, ist wertvoll; ich komme immer zu kurz“ und ähnliche Überzeugungen.

Solche Lebensregeln haben nun zentrale Auswirkungen auf mein Denken, Fühlen und Handeln. Solange ich solchen Regeln folge, bin ich kaum in der Lage, mich unabhängig von meiner Umgebung bzw. unvoreingenommen selbst wahrzunehmen. Ich setze mich bewusst oder unbewusst ständig in Beziehung zu anderen und prüfe, ob ihr Verhalten und ihre Reaktionen meinen Erwartungen oder Befürchtungen entsprechen.

Ich mache mich also abhängig, versuche bewusst oder unbewusst, die anderen in meinem Sinne zu manipulieren und befürchte, da ich diese Regeln ja für allgemeingültig halte, von den anderen Menschen ebenfalls in ihrem Sinne manipuliert zu werden.

Solange ich solche Regeln anerkenne, habe ich keine Chance, zu meinem authentischen Selbst und einem erfüllten Leben zu kommen, da ich mir damit gleichzeitig Freiheit, Autonomie und Selbstverantwortlichkeit abspreche. Ebenso nähren solche Überzeugungen die latente Angst bzw. Annahme, dass ich Defizite, Mängel oder Schuld habe, da ich ja implizit davon ausgehe, mir durch passendes Verhalten bzw. durch Manipulation meinen Wert und die Wertschätzung ständig verdienen bzw. generieren zu müssen.

Mangel an irgendetwas wird auf der Gefühlsebene meist mit Schuld gleichgesetzt. Diese Defizite oder Mängel können sich auf alle möglichen Werte, wie  Geld, Vermögen, Einfluss, Ansehen, Bildung, Freizeit, Partnerschaft und Sexualität, Kinder, „gute“ Eltern, Heimat, Freunde, Familie, Beruf, Anerkennung, Bestätigung, beziehen.

Da ich glaube, mir dies auch verdienen zu können, glaube ich ebenso, dass ich etwas falsch gemacht habe, wenn ich zu wenig oder „gar nichts“ von den genannten Werten habe. Habe ich aber Fehler gemacht, bin ich selbst schuld und deshalb mehr oder weniger wertlos. So fühle ich mich dann auch, wenn ich mit meiner Aufmerksamkeit bei einem dieser mir scheinbar fehlenden Werte bin.

Grundsätzlich habe ich zwar die Möglichkeit zu glauben oder zu sagen, dass ich schon alle genannten oder gewünschten Werte verdient habe, diese mir aber von anderen vorenthalten werden. In diesem Fall richtet sich mein Ärger, Wut, Hass oder meine Enttäuschung auf die Personen, die mir das versagen, oder möglicherweise auf Gott. Das ändert aber nichts daran, dass ich mich ohne diesen Wert oder Werte wertlos fühle. An dieser Stelle sei an die Kernüberzeugung erinnert: „Was ich nicht habe oder bekomme, ist das Wertvolle“; besonders wenn es ein Geschwister oder der Nachbar hat. Eine Unterform dieser Kernüberzeugung ist: „Was ich gerade verloren habe oder verloren zu gehen droht, ist wertvoll.“

Ob ich nach dieser Überzeugung lebe, kann ich an meinem Fühlen und Verhalten ablesen.

So kann die Kaufsucht ein Hinweis darauf sein. Wenn ich dann das Gewünschte habe, wird es für mich rasch wertlos. In Beziehungen wirkt sich das häufig so aus: Ist der mir nahe stehende Mensch da, empfinde ich vielleicht Gleichgültigkeit oder sogar Ablehnung, geht er, habe ich ein Verlustgefühl, ist er weg, vermisse ich ihn.

Solange ich Glaubenssätze habe, die Mangel, Defizit, Schuld und Verlust fokussieren und ich damit mein Bewusstsein bestimme, fühle ich mich ständig in einer angespannten Gemütslage mit wechselnden Stimmungen und Werterlebenszuständen – und letztlich immer bedroht.

Ich jage mit wechselndem Erfolg dem einen oder anderen Wert, der mir scheinbar fehlt – und damit dem Mangel bzw. der Schuld – hinterher. Letztlich habe ich die Gewissheit, dass jeder Erfolg bzw. jede Erfüllung nur vorläufig ist und ich spätestens mit dem Tod alles verliere, woran ich meine Werte knüpfe. So gesehen sind solche Glaubenssätze ständig auf Verlust und auf den Tod ausgerichtet. Hier ist der Tod gleichbedeutend mit dem endgültigen Verlust von allen Werten, aber auch gleichbedeutend mit dem Ende von Mangel und Schulderleben.

Um welche Kontrollüberzeugungen bzw. Glaubenssätze es nun auch immer gehen mag, sie können dazu führen, dass ich in dem, was ich bewusst als sinnvolles Ziel erachte und worauf ich hinstrebe, durch sie blockiert werde. Sie wirken dann quasi wie meine Zielverfolgung und Zielerreichung verhindernden inneren Einsprüche, die gewissermaßen ständig „nein“ oder „aber“ sagen. Sie wirken wie autoritäre Vorgaben und bringen mich so stets in Konflikt mit meinem Bedürfnis nach Selbstbestimmung und Freiheit.

Innere Einsprüche

Unter „inneren Einsprüchen“ sollen die Seiten in mir verstanden werden, die gegen ein gerade empfundenes Bedürfnis oder gegen meinen Impuls bzw. gegen mein Wunschziel Einspruch erheben und mich blockieren. Wenn innere Einsprüche gegen ein Bedürfnis, gegen eine Absicht oder gegen eine gewünschte Veränderung wirksam werden und dies verhindern, geht es dabei nicht in erster Linie um Verhinderung des Beabsichtigten oder gar darum, zu schaden, sondern darum, damit für ein anderes Ziel oder für ein anderes Bedürfnis einzutreten.

Dieses andere Bedürfnis steht in diesem Augenblick in einem Gegensatz zu dem bewussten ursprünglichen Wunsch. So wirken in mir innere Einsprüche, die beispielsweise meinem Wunsch nach Nähe und Harmonie widersprechen, um dadurch vielleicht meine Autonomie zu erhalten. Der innere Einspruch dient also einem anderen wichtigen Wert bzw. einem anderen Bedürfnis; selbst wenn mir dies nicht bewusst ist und ich nur meine Hemmung spüre, wie z. B. auf jemanden zuzugehen oder Nähe herzustellen.

Ein anderes Beispiel mag mein innerer Einspruch gegen meinen Wunsch nach Begeisterung, Ausgelassenheit und Selbstbestimmung sein. Dieser Einspruch tritt vielleicht für mein überkommenes Bedürfnis nach Anerkennung durch die Eltern bzw. Autoritäten ein, die – gut gemeint im Interesse des Kindes – die Anpassung an ihre Überzeugungen und Vorstellungen fordern und z. B. Ausgelassenheit und Selbstbestimmung ihres Kindes für schlecht halten.

Ich kann auch in der Erfüllung meines Bedürfnisses nach Ruhe, innerem Frieden und Glück durch innere Einsprüche blockiert sein. Solche Einsprüche könnten möglicherweise für mein Bedürfnis nach Gerechtigkeit, Wiedergutmachung und Versöhnung eintreten. Die zugrunde liegende Vorstellung dabei könnte sein: Wenn ich Glück, Frieden und Ruhe opfere, mache ich damit meine Schuld – wegen was auch immer – wieder gut; Strafe muss sein.

Für viele Menschen ist es gleichsam ein Markenzeichen, skeptisch oder misstrauisch zu sein. Diese Seite ist zu einem wertvollen Teil ihrer Identität geworden. Skeptisch oder misstrauisch zu sein bedeutet, auf Fehler und damit Negatives ausgerichtet zu sein – mit den entsprechenden Auswirkungen auf mein Fühlen und Denken, das dadurch aber auch von einer ständigen Bedrohung mit hintergründiger Angst bestimmt wird.

Andererseits sind solche Menschen sehr geschätzt, wenn es beispielsweise um Sicherheit und Kontrolle in sensiblen Aufgabenbereichen geht.

Habe ich nun diese negativ orientierte Seite in mir entwickelt bzw. aktiviert und werde dafür zumindest in einem bestimmten Kontext wertgeschätzt, fällt es mir selbst dann schwer, diese Seite in mir zu entkräften, wenn ich wegen der damit verbundenen negativen Blickrichtung ängstlich und unzufrieden bin.

Ich kann unbewusst auch mehrere innere Einsprüche aktivieren. So könnte neben meinem Sicherheitsbedürfnis auch mein Bedürfnis nach meiner Werterhaltung bzw. Wertsicherung gegen mein Bedürfnis nach Harmonie oder Liebe sprechen, wenn ich meiner – stolzen – Selbstbehauptung den Vorrang gebe.

Schließlich, falls ich meine skeptisch-misstrauische Seite zu einem Markenzeichen von mir gemacht habe, könnte auch mein Wunsch nach Veränderung hin zu mehr Vertrauen durch den Einspruch meines Bedürfnisses nach Identität verhindert werden: „Wenn ich nicht mehr so skeptisch und misstrauisch bin, bin ich nicht mehr richtig ich selbst. Ich werde vielleicht von den anderen nicht mehr ernst genommen oder gar übersehen.“

Solange solche und andere, durchaus wichtige Kriterien als innere Einsprüche wirksam sind, kann mein primäres, bewusstes Bedürfnis oder Ziel von diesen Kriterien und Einsprüchen blockiert werden. Dabei soll ausdrücklich betont werden, dass alle Seiten, sowohl die Seiten in mir, die bewusst etwas beabsichtigen, als auch die, die in diesem Moment etwas dazu Gegensätzliches intendieren, berechtigte Seiten bzw. Teilpersönlichkeiten von mir sind.

Ich trage für sie alle die Verantwortung – ich bin sie alle.

Mit allen meinen Seiten meine ich es gut und alle meine Seiten meinen es gut mit mir.

Das kann nur dadurch leicht verkannt werden, dass scheinbar widersprüchliche Bedürfnisse nicht gleichzeitig befriedigt werden können. Am Beispiel der gegensätzlichen Bedürfnisse nach Ruhe und Erholung einerseits und dem Bedürfnis nach Abenteuer bzw. Aktivität andererseits kann ich nachvollziehen, dass beide Bedürfnisse zwar nicht gleichzeitig, aber sehr wohl nacheinander erfüllt werden können. Widersprüchliche Bedürfnisse gibt es an sich also gar nicht. Ich erlebe das nur so konflikthaft, wenn ich unterschiedliche Bedürfnisse zeitgleich in mir aktiviere und sie gleichsam als Kontrahenten gegeneinander kämpfen lasse.

Die inneren Einsprüche mit ihrer Blockade erinnern mich also daran, dass ich verschiedene Seiten in mir aktiviert und damit energetisch aufgeladen habe, die in entgegengesetzte Richtungen wirken. Diese Gemengelage bildet sich körperlich meist als Druck oder Spannung ab oder ich erlebe diese Gegensätzlichkeit als Zug oder Schmerz. Es können auch andere Symptome, wie Juckreiz, Übelkeit, Schwindel, Tinnitus auftreten. Auf der Gefühlsebene kann ich entsprechend Angst, Enge oder Anspannung, Aufregung oder Unruhe empfinden. Kognitiv-geistig habe ich entweder Gedankenjagen oder bin unfähig, einen klaren Gedanken zu fassen.

Einerseits erlebe ich das als unangenehm und schmerzlich, andererseits ist es für mich auch sinnvoll, in dieser Situation mich selbst zu klären, mich mir zuzuwenden und mich mit mir auseinanderzusetzen. Ruhe, Zufriedenheit und Wohlgefühl sind unangemessen, solange wesentliche Bedürfnisse unerfüllt sind.

Das heißt, was immer ich auch gerade in mir und mit mir erlebe, es ist in dieser momentanen Situation, in der ich mich im Augenblick befinde,  angemessen; auch wenn ich mir weder über die zugrunde liegenden unerfüllten Bedürfnisse noch über die anderen inneren Bedingungen, die gerade in mir wirksam sind, im Klaren bin.

Ich bin stets genauso stimmig, wie ich mich gerade erlebe.

Der Sinn innerer Einsprüche besteht nicht darin, etwas Negatives, wie Leid, Schmerz, Angst oder Not, herbeizuführen; im Gegenteil wollen sie ein anderes wichtiges Bedürfnis positiv berücksichtigt wissen.

Ich kann also davon ausgehen, dass ich jederzeit in mir und mit mir in Ordnung und heil bin.

Um dafür auch das Bewusstsein zu erhalten, kann ich mir mit den unter der Behandlung aufgeführten Strategien helfen.

Psychologische Umkehrung

Unter dem Begriff der psychologischen Umkehrung versteht man ein Phänomen, das vermutlich jeder von sich selbst kennt. Es wird durch die inneren Einsprüche verursacht.

Auf der bewussten Ebene strebe ich etwas an, das mir eindeutig wichtig und wertvoll erscheint – beispielsweise: „Ich möchte glücklich sein.“ Oder ich stelle mir schon vor, wie ich bei meiner Ankunft zu Hause mit dem geliebten Menschen liebevoll umgehe, verhalte mich dann daheim plötzlich ablehnend und unter Umständen sogar verletzend.

Man könnte den Eindruck haben, als sabotiere ein Untergrundkämpfer in mir meine positiven Absichten und Ziele.

In Wirklichkeit handelt es sich dabei um innere Einsprüche, die unter dem Eindruck meist unbewusster Bedürfnisse das bewusst Gewünschte blockieren. Solche unbewussten Bedürfnisse sind häufig Auswirkungen früher kindlicher Erfahrungen. Dabei kann es sich um fortwirkende elterliche Gebote oder Verbote – z. B. die Sexualität betreffend – oder um schmerzliche Erlebnisse handeln, deren Wiederholung um jeden Preis vermieden werden soll.

Um sich dieses Phänomen der psychologischen Umkehr zu erklären, ist es hilfreich, sich die menschliche Psyche bzw. die menschliche Seele-Geisteinheit wie ein großes Parlament vorstellen, in dem alle denkbaren Interessen-, Bedürfnis- oder Werte-Vertreter versammelt sind. So gibt es Vertreter für: Ansehen, Stolz, Autonomie, Harmonie, Ruhe und Erholung, Vergnügen, Kinder, Eltern, Familie, Sicherheit, Geld und Vermögen, Partnerschaft und Sexualität, Arbeit, Kompetenzerleben, Geborgenheit, Treue, Wachstum, Liebe und viele andere Vertreter mehr.

Alle diese Werte, Aufgaben, Bedürfnisse und Ziele sind in meiner Gesamtperson vertreten und kommen entsprechend ihrer aktuellen Notwendigkeit zum Ausdruck. Manche, wie beispielsweise der Vertreter für Arbeit und Aufgabenerfüllung und der Vertreter für Ruhe und Erholung, widersprechen sich, wenn sie sich gleichzeitig zu Wort melden und erfüllt sein wollen. Solange mir das bewusst ist, habe ich die Wahl zu entscheiden, welchem der beiden konkurrierenden Vertreter – Bedürfnisziele – ich in dem Augenblick den Vorzug geben will. Bleibt jedoch in solch einer Konfliktsituation ein Ziel bzw. ein Bedürfnis unbewusst stark wirksam, hemmt es die Erfüllung eines anderen und blockiert es vielleicht sogar völlig, ohne dass ich eine Vorstellung davon habe, was da in mir abläuft.

Überträgt man das auf eine psychologische Umkehrung bei dem Ziel „Ich will glücklich sein“, so könnte da unter Umständen der „Solidaritätsvertreter“ dahinter stecken. Er könnte gegen das Glücklichseinwollen mit dem Hinweis auf all das Leid ringsum Einspruch erheben. Er könnte dabei vermutlich auch vom „Enttäuschungsverhinderungsvertreter“ Unterstützung bekommen mit dem Argument: „Wenn du jetzt glücklich bist, trifft dich doch über kurz oder lang wieder etwas Schmerzliches und dann ist die Enttäuschung umso größer.“

Grundsätzlich kann man sagen, dass das Auftreten von psychologischen Umkehrungen belastend und schmerzlich ist. Ich kann jedoch auch mit Sicherheit davon ausgehen, dass es zumindest in meinem Unbewussten einen guten Grund dafür gibt. Dieser Grund will einem anderen Ziel, Wert oder Bedürfnis dienen, welches vielleicht unerkannt bleiben und verleugnet werden soll, da es verpönt ist oder stört. Nicht selten geht es dabei um sexuelle Bedürfnisse oder um Bedürfnisse, die ich mit Stolz verbinde.

Man kann ebenso vermuten, dass manche psychologische Umkehrung aus dem kindlichen Schutzbedürfnis nach schmerzlichen Verlusten, Versagungen oder Verletzungen aus der Vergangenheit, die noch nicht verschmerzt bzw. betrauert worden sind, herrührt.

Wichtig ist, dass ich mich auch damit erst einmal annehme, auch wenn ich überhaupt nicht verstehe, warum mir das immer wieder passiert und ich vielleicht darüber verzweifelt bin.

Jedenfalls sollte ich nicht glauben, dass mit mir etwas nicht stimmt oder ich der geborene Pechvogel oder gar der geborene Versager sei. Denn das könnte sich ebenfalls als ein möglicher Faktor einer psychologischen Umkehrung auswirken. Ich mache mich dann durch meinen Glauben, gleichsam per Kernüberzeugung, zum Pechvogel oder zum Versager.

Das wäre jedoch bereits ein bewusstes Geschehen, wenn ich mich denken oder sagen höre: „Ja, ja ich bin halt ein Pechvogel und Versager.“ In den meisten Fällen sind mir weder der Grund noch der Zweck der psychologischen Umkehr bekannt.

Damit kann ich mich dann gezielt so behandeln, dass ich erst einmal die Tatsache selbst anerkenne: In dem, was ich erreichen will, bin ich blockiert und stehe mir selbst im Weg.

Ich weiß weder den Grund dafür noch weiß ich, wozu das gut sein soll. Ich kann mir gar nicht vorstellen, dass es für irgendetwas sinnvoll sein könnte. Ich weiß nur, dass es mich quält, dass ich darunter leide und es endlich weghaben will.

 

Mit jedem dieser Sätze kann ich mich nun mittels der Berührungsakupunktur behandeln:

   Auch wenn ich mich in dem blockiere, was ich erreichen will…

   Auch wenn ich mir selbst im Weg stehe…

   Auch wenn ich weder den Grund noch den Zweck meiner Blockade kenne…

   Auch wenn ich das für sinnlos halte…

   Auch wenn es mich quält und ich darunter leide…

   Auch wenn ich mich darüber ärgere und es weghaben will…

 

…habe ich Mitgefühl mit mir und liebe mich.

Mögliche Kriterien für innere Einsprüche und psychologische Umkehrung

Wenn eine Behandlung nicht genügend wirksam bzw. erfolgreich ist, kann davon ausgegangen werden, dass innere Einsprüche eine psychologische Umkehrung verursachen. Häufig bewirken bestimmte Kriterien, wie z. B. Selbstwert oder Schuld, eine unbewusste Blockade. Weitere Kriterien sind: Sicherheit für mich, Sicherheit für andere Menschen, fehlender Glaube an die Möglichkeit oder meine Fähigkeit, das Problem zu lösen, Treue und Loyalität (wenn ich das Problem löse, bin ich wichtigen Bezugspersonen untreu bzw. illoyal), Erlaubnis (ich selbst oder z. B. die Mutter verweigern die Erlaubnis zur Lösung), mangelnde Motivation, Identität (falls ich das Problem löse, bin ich nicht mehr ich selbst).

Ob ein Kriterium wirksam ist, kann ich dadurch überprüfen, dass ich es laut ausspreche: Ich habe es nicht verdient, das Problem zu lösen. Ich spüre dabei in mich hinein, ob sich dieser Satz stimmig anfühlt oder nicht. Wenn er sich stimmig anfühlt, behandele ich mich wie im Folgenden angegeben.

Ich kann aber auch sicherheitshalber alle angegebenen Kriterien behandeln.

Kriterienbezogene Selbstannahmeformulierungen


Auch wenn…Kriterium
…ich es nicht verdiene, das Problem vollständig zu lösen…Selbstwert
…ich es verdiene das Problem zu haben…Schuld
…es für mich unsicher ist, das Problem zu lösen…Sicherheit
…es für andere unsicher ist, falls ich das Problem löse…Sicherheit anderer
…es für mich unmöglich ist, das Problem zu lösen…Möglichkeit
…ich mich für unfähig halte, das Problem zu lösen…Fähigkeit
…ich es nicht glauben kann, das Problem zu lösen…Glaube
…es meiner Überzeugung widerspricht, das Problem zu lösen…Überzeugung
…ich mir nicht die Erlaubnis gebe, das Problem zu lösen…Erlaubnis
…ich nicht die elterliche Erlaubnis habe, das Problem zu lösen…Erlaubnis der Eltern
…ich nicht tue, was nötig ist, das Problem zu lösen…Motivation
…es für mich nicht nützlich ist, das Problem zu lösen…Nutzen
…ich durch die Lösung des Problems einen Teil meiner Persönlichkeit verliere…Identität
…ich nicht loyal bin, wenn ich das Problem löse…Loyalität
…ich xy untreu bin, wenn ich das Problem löse…Treue

…habe ich Mitgefühl mit mir und liebe mich.

Was gibt es noch zum Thema "Selbstheilung durch Berührung"?

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